

Die Kirchen zeigen fortschreitende Auflösungserscheinungen. Es geht seit vielen Jahren bergab. Das Ende kommt schleichend und ist doch absehbar.
Die Menschen – Akteur:innen, Nutzer:innen, Mitglieder und Beobachter:innen – gehen unterschiedlich mit dieser Erfahrung um: Viele schauen weg und machen weiter wie bisher. Etliche leiden darunter, schreiben sich selbst die Schuld für diese Entwicklung zu oder sehen sich in der Verantwortung, zu handeln. Andere warten einfach ab, was passiert, oder schauen mit Schadenfreude zu.
Unterschiede treten zunehmend deutlicher hervor, Positionen polarisieren sich. Man spricht sich die Kirchlichkeit ab. Reformen sind im Kern darauf ausgerichtet, immer weiter zu konzentrieren und zu verdichten, um so letztlich das Bestehende zu erhalten. Oder sie werden von mächtigen Interessensträgern blockiert. Im Windschatten gibt es Versuche, vom Pfad abzuweichen und zu experimentieren, allerdings ohne, dass systemrelevante Änderungsimpulse zu beobachten sind.
In Sektor 1 ging es um die Beschreibung der aktuellen Situation der Kirchen im Kontext der sich verändernden gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Angezielt war eine schonungslose und zugleich realistische Analyse, um die Dimension der Herausforderung zu verstehen, vor denen die Kirchen stehen.
Leitfragen: Was kennzeichnet die aktuelle Situation der Kirchen in unserer Gesellschaft? Welche Entwicklungslinien sind erkennbar und mit welchen Szenarien ist zu rechnen?
In Sektor 2 beschäftigten sich die Kongressteilnehmer:innen mit der Frage, wie die kirchlichen Akteure in unterschiedlichen Rollen und Funktionen systematisch dazu beitragen, den Status Quo aufrecht zu erhalten.
Leitfragen: Was sind Muster und Dynamiken, die den Status Quo immer wieder von Neuem reproduzieren und substantielle Veränderung verhindern, obwohl allen Beteiligten klar ist, dass die jetzige Form von Kirche an Ihr Ende gekommen ist und auflöst (vgl. Kirche und Leben, 14. Dezember 2021: Bischof von Münster erklärt in Weihnachtsbrief Ende der Volkskirche)?
Was trägt dazu bei, den Status Quo zu erhalten, obwohl doch alle irgendwie wissen, dass was passieren muss. Hartmut Rosa beschreibt diesen Zustand als „rasenden Stillstand“. Es wird auf vielen Ebenen gerödelt, aber nichts wirklich Essentielles verändert sich tatsächlich. Woran liegt das? Als Organisationsberaterin und Pastoralreferentin erkenne ich bei mir selbst und anderen folgende Muster:
Das Vorgehen in Sektor 3 folgte der Logik systemischer Intervention in Form einer Musterunterbrechung. Die Vorstellung, man könne die Entwicklung von Kirche in der Phase der Umbruchs und der Auflösung steuern, der Reflex, die Dramatik der Entwicklung zu relativieren und den bestehenden Arrangements zu folgen und weiterzumachen wie bisher, sollte unterbrochen werden. Das Vorgehen war prozessorientiert und von großer Achtsamkeit geprägt, sich der Leere zu stellen, die dann folgt, und den emotionalen Prozessen Raum zu geben, die damit einhergehen.
Wenn es darum geht, Menschen zu gewinnen, sie von etwas zu überzeugen und zu begeistern, ist das Warum (man etwas tut) entscheidend, nicht das Was (man tut) oder Wie (man es tut). Dies war der Fokus in Sektor 4. Intention war nicht, den “richtigen” Kern herauszufinden oder Erfahrungen zu bewerten, sondern die Bandbreite in der Erfahrungen und Beschreibungen wahrzunehmen und dadurch ansichtig werdenden Ambivalenzen sichtbar zu machen und auszuhalten.
Leitfragen: Welche Erfahrungen tragen uns? Was treibt uns an, der Botschaft zu folgen und überhaupt Kirche sein zu wollen. Was ist der Kern unserer Hoffnung, den es zu bewahren und weiterzugeben gilt?
Um dem, was wichtig ist, Raum, Gestalt und Sprache zu geben, muss Kirche Ballast abwerfen, der sie bindet und verhindert, dass sie zum Wesentlichen vorstoßen kann. Kirche muss entrümpelt werden und es wird vermutlich vom Bisherigen nicht viel bleiben.
Leitfragen: Wie kann Kirche Bisheriges loslassen, wie kann Sie dem Sterben der bisherigen Organisationsform einen guten Rahmen geben. Mit welchen Emotionen und Widerständen ist zu rechnen? Welche Einstellungen und Haltungen sind hilfreich?
Im letzten Schritt wollen wir Kirche ausgehend vom Sendungsauftrag alternativ, radikal neu denken. Es geht nicht um Anpassung oder Reform, sondern um alternative „Geschäftsmodelle“ oder „Betriebssysteme“ – ohne Anspruch auf Wahrheit. Utopien, wie die Botschaft in einer ganz anderen Form von Kirche Präsenz gewinnen kann.
Es geht nicht darum, die Kirche, wie sie ist, weiterzudenken! Es geht um alternative Modelle ohne Anspruch auf Wahrheit, Utopien des ganz anderen.

1. Forschungszusammenhänge
2. Kirche als Netzwerk von un/sichtbaren Ereignissen des Evangeliums im Dazwischen
1. Aus dem (menschlichen wie planetaren) Verbunden-Sein heraus leben
Verbunden-Sein nicht als Communio oder Intensiv-Vergemeinschaftung unter Gleichen – mehr als Netzwerk von risikoreichen Sorgebeziehungen (Care-Diskurs), auch zu nicht-menschlichen Wesen, Tieren, Pflanzen (Ökologie- und Klima-Diskurs)
2. Aus der törichten Schwäche Gottes heraus leben
Gott und Glaubensbezüge weniger als „höchstes Wesen“ oder als letztes Ziel von (Heils)Geschichte, sondern als Reich-Gottes-Ereignisse, als Gastfreundschaft, Solidarität, Verbunden-Sein auch bei Unterschieden, Hoffnung auf Gott im je Kommenden (John Caputo, Michel de Certeau)
3. Aus dem Handeln in Situationen heraus leben und (theologisch) denken
Abschied vom Prinzipiellen im Glauben: „Die Wahrheit ist konkret“ (D. Sölle), Situativem und Ereignishaften auch theologisch (und kirchlich) trauen, Dauerhaftigkeit als Basiskriterium einklammern …
3. Was tun? (im Kontext kath. Kirche)
Vom Missbrauch her: Kath. Klerikalismus verlernen (Undoing), statt co-klerikal Toxisches retten.
Von Praktiken her: (Semi)professionell vom Evangelium her kuratieren, statt dominant (was eigentlich: Gott? Religion? Kirche?) Identitäten produzieren.
Von OE-Perspektive her: Hybride Strategie aus „brauchbarer Illegalität“ vor Ort (Luhmann) und beharrlicher Arbeit an einer Verfassungsreform katholischer (Welt-)Kirche.
Der Auftakt in den Kongress erfolgte bereits im Vorfeld: Um zu einem guten und differenzierten Verständnis der Ausgangslage zu kommen haben wir die Protagonist:innen des ersten Themen-Sektors – Was sich zeigt – Kontextanalyse – zum Interview gebeten. Sie verdeutlichen die Dimension und Dynamik der Herausforderung, in der die Kirchen stehen und bilden damit den Hintergrund für den weiteren Diskurs beim Kongress selbst.
Während des Kongresses hat uns Birgit Jansen (buergie.de) mit ihrem Graphic Recording bestens begleitet. Sie hat für die Nachlese die Sektoren 2 “Wie das Bestehende aufrecht erhalten wird” und 6 “Wie Kirche neu denken – Ansätze und Utopien” dokumentiert:


Ulrich Engel: Gottespartikel in einer diversen Welt
Nach dem Kongress gab es zahlreiche Resonanzen von Teilnehmenden. Hier ein Ausschnitt daraus:
Die Teilnahme am Kongress war wahnsinnig bereichernd für mich. Daher meinen großen Dank.
Das Format, welches ihr gewählt habt, war in der Tat mutig. Meinen Respekt! Die Konsumorientierten waren vielleicht etwas enttäuscht, aber diejenigen, die sich selbst in den Prozess eingelassen haben, waren „mitten drin“ und eben nicht in erster Linie als Beobachtende dabei, obwohl dieser Modus ja immer mitläuft.
Macht kirchliches Engagement noch Sinn? // Website der Katholischen Kirche Vorarlberg (= Diözese Feldkirch)
Ich fand des Kongress sehr inspirierend.
Sowohl inhaltlich, als auch systemisch. Es war spannend, was es mit den Teilnehmenden gemacht hat, einmal mit einer solch anderen Form der Inszenierung konfrontiert zu sein… und dann auch noch mit einem solch komplexen und “unsicheren” Thema.
Alles sehr aufschlussreich.
[zum Beitrag von Rolf Krüger in fresh.ex]
Im Online-Magazin von Fresh X hat Rolf Krüger seine Eindrücke vom 7. Strategiekongress „Auslösung – Kirche reformieren, unterbrechen, aufhören?“ geteilt, der letzte Woche in Bensberg stattfand.
An vielen Stellen teile ich die Kritik und Enttäuschung von Rolf Krüger nicht.
Ich habe eine hohe Wertschätzung für die Entscheidung des Organisationsteams das Kongressdesign sehr partizipativ und vor allem induktiv zu gestalten. Das war mutig!
Dass manche Schritte iterativ oder redundant anmuteten, dass die (ökumenischen) Ausgangslagen, Bedürfnisse und Wahrnehmungen sehr heterogen waren und, dass manche Erwartungen nach klaren und eindeutigen Richtungsweisungen ausblieben, hängt wohl auch mit der komplexen kirchlichen und gesamtgesellschaftlichen Situation zusammen.
Vielleicht war diese Tagung ein eindrücklicher Beweis, dass alte Inzenierungen von Kongressen nicht mehr funktionieren und, dass neue Formen gemeinsamer inhaltlicher Arbeit noch Entwicklungspotential haben.
Es braucht viel, eine Kirche, die liturgisch, dogmatisch, architektonisch und eventlogisch immer weiß, wo vorne ist, mehr und mehr zum gemeinsamen Teilen und Zuhören zu bringen, sich in einen Kreis zu setzen und sich tief in die Augen zu schauen.
Es ist herausfordernd, jenen kirchlichen Stimmen, die vermeintlich immer wissen, wo die Musik spielt, Lust zu machen, gemeinsam zu musizieren.
Ich freue mich jedenfalls auf Formate, in denen Kirche verstärkter das Zuhören lernt. Der Strategiekongress war für mich ein wichtiger ökumenischer Trainingsschritt dafür.
Und ich denke, da kann Rolf Krüger auch wiederum gut mitgehen. Er schreibt im Artikel:
„Vielleicht hat die Theologin Sandra Bils die Lage am besten auf den Punkt gebracht. Noch 2019 hatte sie im Abschlussgottesdienst des Dortmunder Kirchentags im Westfalenstadion eine viel beachtete Predigt gehalten. Der legendäre Satz “Man lässt keine Menschen ertrinken. Punkt.” bewegt bis heute unzählige Menschen und hat die private Seenotrettung beflügelt.
Im Kongress sagte sie nachdenklich: “Mir fällt es zunehmend schwer, zu predigen. Und zwar, weil ich viel lieber Fragen stellen will und hören möchte, wie es den Menschen ergeht, was sie denken und was sie sich wünschen. Die Frage ist: Wie können wir Hörende werden?”
Da ich gestern Nachmittag so schnell zum Bahnhof musste, wollte ich mich jetzt zumindest nochmal auf diesem Wege sehr herzlich für einen nachdenklich machenden, inspirierenden, fokussierten Strategiekongress bedanken, bei dem man mit jeder Faser spürte, mit wieviel Herzblut und Hirnschmalz, Leidenschaft und Liebe zum Detail, Sorgfalt und Weitsicht er vorbereitet, geplant und gestaltet war – sowohl inhaltlich als auch von der äußerlich-ästhetischen Erscheinung. Das muss unendlich viel Arbeit gewesen sein. DANKE dafür!!!
Die tiefsinnigen Filmausschnitte, markig-markante Zitate, das gemeinsame Austauschen und Ringen um Exnovation und Innovation, Zusammenbruch und Tanz, haben viel Futter geboten. Da gibt’s noch reichlich zum Draufrumkauen und Verdauen.
Von daher ist der Kongress jetzt zwar zu Ende – und geht doch noch weiter.
Wie gut, dass ich noch von der Warteliste auf die Teilnahmeliste springen konnte…
Vielen Dank für diese sehr interessante Tagung.
Sie war hervorragend organisiert mit vielen liebevollen Details, beeindruckend. Auch die Protagonist:innen waren gut gewählt und haben spannende Impulse geliefert. Diese zeitreduzierte Form und die gute Vorbereitung der Einzelnen hat zu dichten und knackigen Statements geführt.
Gibt es eigentlich irgendeine Form der Dokumentation? z.B. der schönen Bildprotokolle, der zusammengefassten Thesen aus dem ersten Sektor…?
Ich habe mit den drei Kolleg:innen aus der evangelischen Kirche viel inhaltlich diskutiert, manchmal haben wir uns auch sehr an den Themen gerieben und waren nicht einverstanden…aber genau das schärft und klärt meine eigene Haltung und war sehr bereichernd. Sie haben eine Debatte ausgelöst und das ist gut und hilfreich.
Herzlichen Dank für Ihre Anfrage und Ihre Wertschätzung für meinen Beitrag. Letztlich habe ich die Teilnehmer und Sie an meinem Erfahrungsschatz teilhaben lassen und konnte diesen aufgrund der Didaktik des Kongresses noch einmal neu einordnen und bewerten. Dafür danke ich Ihnen. Mir hat dies weitere Einsichten vermittelt.
[zum Beitrag von Rolf Krüger in fresh.ex]
Bei mir überwiegt auch die Enttäuschung. Ich habe aber auch viel gelernt und verstanden. Vor allem darüber, wie es nicht geht. Und darüber, dass es gut ist, fürs Zuhören vor allem auch raus zu gehen. Weit raus. Und bestimmte Themen einfach auch “liegenzulassen”, um genug Kapazität für den echten Wandel zu haben.
Das war ein intensiver Prozess, in den das Board des Strategiekongresses uns Teilnehmer*innen geführt hat. Es war herausfordernd, die verschiedenen Ebenen (Person, Organisation – Erfahrung, Reflexion) auseinanderzuhalten. Es ist nicht einfach von der „Auflösung“ der Kirche zu sprechen und Bilder wie „Sterben und Auferstehen“ zu nutzen.
Ausgangspunkt: ein gemeinsames Verständnis, dass so nicht weitergeht. Kirche am Abgrund. Schon das teilen nicht alle. Die eigene Komfortzone zu verlassen ist schwierig – sich selbst abzuschaffen, vielleicht unmöglich.
Es geht nicht um Geringschätzung bestehender Strukturen. Deshalb die wichtige Frage: Was brauchen wir (weiterhin), um uns verändert zu können? Aber auch: Was müssen wir loslassen, damit wir uns verändern können?
Raus aus dem „rasenden Stillstand“:
Ich wünsche der Kirche genug Kraft und Mut, für die (so dringend notwendige) radikale und rasante Transformation.
Danke an alle, die die Tage so geplant und sich im Kreis eingebracht haben
[zum Beitrag von Rolf Krüger in fresh.ex]
Bei der Umzugsmetapher bin ich etwas skeptisch. Es wirkt mir zu sehr: alles geht weiter wie bisher, im Alter vielleicht etwas anstrengender und kleiner, aber sonst so “wie immer”. Auf einen Teil von Kirche ist das richtig: vieles wird ähnlich (wenn auch anders) weitergehen, wie bisher. Was mir in diesem Bild (und bei der Tagung) fehlte, waren ausgefeilte, übermütige Ideen, wie es jenseits des Bestehenden sein könnte. Insofern kann ich die Kritik verstehen. – Ich bin hier hängegeblieben: “Obwohl die Kongressleitung viel Raum zur Interaktion ließ, wurde diese Kritik kaum offen geäußert, bestimmte aber die Gespräche beim Essen und abends beim Wein.” Vielleicht kann man sich eben nicht selbst “abschaffen” bzw. in so einen großen Abstand zum eigenen Tun kommen, dass mit den gleichen Leuten zugleich Transformation zu etwas Neuem gelingt.
Noch weiterhin inspiriert schaue ich zurück auf die Tagung, zu der ich Ihnen und dem gesamten Organisationsteam einen Glückwunsch aussprechen kann. Vor allem bin ich beeindruckt, wie es gelungen ist, über die zwei Tage die Aufmerksamkeit im Plenum zu halten. Gefreut habe ich mich über recht viele positiv-interessierte Resonanzen direkt vor Ort und auch Nachfragen im Anschluss.
Abbruch, Enttäuschung, tiefe Wunden, Sterben — die zwei großen Kirchen, die auch Ursprung der zwei größten sozialen Werke in Deutschland sind, erleben ihre Implosion in Jahrzehntgeschwindigkeit. Hört sich episch an, und muss es ja auch sein, wenn für so massive Verletzungen keine Heilung gesucht wird. Wo fehlt die Härte gegen die eigene Institution, wo wird Finsternis systemisch geschützt? Was macht all das mit denen, die ihre Kirche mal geliebt haben? Und was ist abgesehen davon alles schief gelaufen, vor allem wenn es mal gut angefangen hat? Es war sehr offen & besonders, letzte Woche beim #strk22 in Köln mit Leuten wie SandraMatthiasJensElaineMarenJominBirgit Sebastian Anna zu überlegen, was sich alles konsequent auflöst, was gesprengt werden muss, und welche Flamme weiter lodert. – https://www.linkedin.com/in/jon-hoekstra/
Herzlichen Dank Ihnen und allen Vorbereitenden für einen sehr anregenden und kreativen Kongress!
Ihr lieben Feinen,
Samstag nun, Abstand zwei Tage zum Kongress:
Meinerseits danke ich noch einmal für die Gelegenheit mitwirken zu dürfen an diesem beeindruckend innovativen, absolut Ablauf-überzeugenden und inspirierenden Kongress!
Eure Ablaufplanung, die Vielfalt der Elemente, die Zusammenstellung vielfältiger aktueller Expertenperspektiven und Expert:innen, Zeiteinhaltung u.v.m. war professionell, klasse, einladend!
Das reicht, ist noch nicht „Alles“, aber „Alles“ ist Ernst gemeint!
Wie vielleicht „so oder zu oft“, verliert, fokussiert und „rettet“ sich mensch zum Abschluss herausfordernder Veranstaltungen auf das, was an Wünschenswertem, Erhofften, Eigentlich-aber-auch-nicht-wirklich-zu-Erwartetem dann doch nicht da war oder geschehen ist!
Ich bin mir meiner „Sonderstellung“ auf diesem Kongress als Nicht-Mitglied von Kirche bewusst. Ich habe die Vielfalt der Perspektiven innerhalb „von Kirche/n“ kennenlernen dürfen. Ich bin beeindruckend interessanten, mich – vor allem in den kleineren Circles, Tandems, Triaden usw., (mit und ohne Stuhlversetzung) – inspirierenden Personen („Mitglieder in/ von Kirche) begegnet, vertiefte, nach-klingende Gespräche und Austausche gehabt, und noch reichlich mehr!
Vieles von dem, was ich zum Schluss gehört habe, kann ich mit-tragen: zu viel Stoff, zu wenig Zeit, „End-Lösung“ oder „Erlösung“ nicht zielstrebig erreicht! „Keiner sagt uns jetzt, was ich machen soll …!“
Ich bin nachdenklich, voller Ideen, gefüllt und verbunden mit eigenen Absichten nach Hause gefahren.
Auf dem Weg nach Oberhausen, gab mir der erste 8-Kilometer-Stau Gelegenheit, wieder in eine andere Realität einzutauchen. Im späteren 20-Kilometer-Stau, quasi bis vor die Haustür, wusste ich, ich hätte noch einen ganzen Tag auf diesem Kongress sein wollen, vertiefen, in mich kehren – und offen meinen Dank an Euch aussprechen wollen.
Ich fand es einen rundum gelungenen Kongress, so wie Ihr es angepackt habt, ist das Thema jetzt mE hervorragend platziert – was dringend notwendig ist. Danke für die detailreiche Vorbereitung und Durchführung!
[zum Beitrag von Rolf Krüger in fresh.ex]
Beide Beiträge hier sind sehr interessant. Ich war nicht dabei, vermute aber, dass die Unzufriedenheit bei einigen mit der tatsächlichen Situation der Kirchen mehr zu tun hat als mit dem Kongressdesign. Und an manchen Stellen stehen einfach Beerdigungen an, oder Exnovationen. Das passt aber nicht zum kirchlichen Selbstverständnis und macht keine guten Gefühle. Die Beschreibung erinnert mich an einen viel kleineren Strategie-Versuch im Lokalen. Bestandsaufnahme dauert und fühlt sich bei einem ehrlichen Blick nicht nur gut an. Und dann gilt es vielleicht manchmal den Trauerraum auszuhalten und zu akzeptieren, dass da nicht sofort Ideen sind, vor allem keine, die so sind, wie die Ideen, die wir schon hatten. Wer noch trauert bricht nicht auf und startet auch nicht durch. Die Zeit der Ideen-Losigkeit und des sich nicht (mehr) Auskennens braucht es aber. Danke für den Einblick in verschiedene Perspektiven. Spannende Gedanken hier, sehr anregend.
Ich möchte mich auch eigens nochmals ganz herzlich bedanken für den Kongress, den Sie zusammen mit all Ihren KollegInnen nach meiner Einschätzung hervorragend organisiert und auch durchgeführt haben. Ich habe jedenfalls sehr viel davon mitnehmen können und werde lange davon zehren können und hoffe, dass es auch weiterhin derartige Veranstaltungen geben wird, die, wie ich meine, auch für die weitere Entwicklung der Kirche von unschätzbarem Wert sind.
[zum Beitrag von Rolf Krüger in fresh.ex]
„Sorry, aber mit diesem Narrativ kann ich nicht viel anfangen. Mal abgesehen davon, dass es ein gern gewähltes Sprachspiel von Kardinal Meißner war, der damit gerne Menschen meinte, um die es wohl nicht schlimm war, wenn sie nicht mehr dabei waren.
In das Haus, das die Kirche verlässt, zieht nicht die junge Familie mit den vier Kindern ein. Das Haus ist ein Spukhaus oder eine alte Ruine geworden und den alten Mietern wird gerade gekündigt, weil sie es haben versammeln lassen. Und wer will die Kirche denn nun bei sich einziehen lassen.
Nein, dieses Bild ist mir einfach zu harmonisch.
Und ja, es wäre schön, wenn Maria Herrmann oder Protagonist:innen der fresh X Szene ein paar frische Formen von Kirche hätten zeigen können, aber das ist ja nicht die Rettung. Die Ansätze sind ja schon seit Jahren bekannt und ich hatte nicht den Eindruck, dass die kirchlichen Entscheider auf dem Kongress, z. B. aus Köln, ernsthaft danach gesucht hätten.
Es mangelt nicht an Modellen, sondern an Entscheidungen, die, wenn sie nicht von den Führungskräften der Bistümer und Landeskirchen getroffen werden, dann so weit möglich von jedem einzelnen von uns getroffen werden müssen.
Ich fand den Film über den Sprung vom 10-Meter Turm da sehr sprechend. Seit Jahren liegen die Dinge auf dem Tisch, aber es verändert sich nichts, außer das die pastoralen Verwaltungsgebiete größer und größer werden. Wer traut sich zu springen? Wer vertraut darauf, dass Wasser im Becken ist?
Das ist was anderes als vom zu großen Haus im Grünen in die Drei-Zimmer Wohnung im sanierten Altbau mit Gartennutzung und Balkon zu ziehen.“
[zum Beitrag von Rolf Krüger in fresh.ex]
Für mich hat der Kongressverlauf vor allem gezeigt, wie wenig wir (als Macher:innen in Kirche und als vor Ort versammelte Gruppe) in der Lage sind, Ratlosigkeit und Leere auszuhalten… oder uns darin einzuüben. Ich meine, uns steht als Einzelnen und gemeinsam als Kirche(n) dies noch als heftiges Lernprogramm bevor.
Das war ein anstrengender und sehr emotionaler Strategiekongress und ich bin froh, die insgesamt 14 Stunden Fahrt dafür in Kauf genommen zu haben. Es war berührend so eng mit so vielen wütenden, verzweifelten und trauernden Katholik:innen vertrauensvoll und offen zu arbeiten. Nach diesen zwei Tagen kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen, dass sich die Kirchen in der jetzigen Form noch lange halten lassen. Und wenn ich mir für den nächsten Strategiekongress (für Kirche und Gesellschaft) noch etwas wünschen dürfte, dann bitte etwas weniger Kirche und etwas mehr Gesellschaft!
Auch ich gehöre zu denen, die extrem bereichert nach Hause gefahren sind. Ihr habt da wirklich einen großartigen Kongress auf die Beine gestellt!
Dass der ganze Prozess tiefgreifender Veränderung – natürlich in Grundzügen – in zwei Tagen erfahrbar war, gehört für mich zu den stärksten Eindrücken und war eine tolle Design-Idee. Gerne hätte ich noch ein wenig weiter diskutiert: was sich eigentlich auflöst, wie man das kirchentheoretisch und ekklesiologisch genauer fassen kann etc.
Hängen geblieben bin ich auch daran, dass Du am Ende vom „gemeinsamen Kern“ gesprochen hast. Ich bin mir nicht sicher, wie Du das genau gemeint hast. Wenn der gemeinsame Kern das wäre, was uns verbindet, was das Einende, das Gemeinsame sein soll, würde ich gerne den neutestamentlichen Begriff der koinonia ins Spiel bringen: Gemeinschaft untereinander durch Gemeinschaft mit einem Dritten, Christus. Die Kirche ist eine, weil sie zu dem einen Christus gehört. Das Einende ist eine Beziehung, der Rückbezug auf diesen Gott, von dessen story mit den Menschen die Bibel erzählt. Das lässt Luft für viele Spielarten und Glaubensdialekte und auch unterschiedliche Strategien und Konzepte, also Raum für den ruah. – Aber vielleicht hast Du es auch ganz anders gemeint, ich war dann nämlich am Ende auch müde. So viele Gespräche mit so vielen interessanten Menschen, die ihr da zusammengebracht habt!
Der Strategiekongress hat nachhaltig auf mich und meine Arbeit gewirkt.
Nach 2 Wochen Abstand kann ich sagen, dass es ein Experiment war – trotzt aller Kritik, auch manchmal meinerseits – was sich wirklich gelohnt hat.
Du hast uns immer wieder den eigenen Spiegel vorgehalten, durch die Übertragung auf die Institution Kirche, konnte ich vieles für unseren Verband herausnehmen.
Ich habe auf Landesebne beim Treffen der Geschäftsführerinnen den Kongress vorgestellt! Viele Beispiele eingebracht und gemeinsam mit Ihnen erste Übertragungsmöglichkeiten benannt.
Sie waren begeistert und wir wollen beim nächsten Strategiekongress geschlossen daran teilnehmen.
Es hat mir großen Spaß gemacht, Teil der Runde gewesen zu sein. Das ging eigentlich in unserem kurzen Update am Vorabend los.
Ich bin lange nicht mehr auf einer Veranstaltung gewesen, die sich so konsequent einer Kategorisierung durch mich selbst entzieht. Auch wenn es das sehr anstrengend macht, würde ich das als positives Zeichen werten. Jedenfalls habe ich in den Tagen darauf deutlich häufiger in meinem Umfeld erzählt, wo ich gewesen bin. In der Limburger Gruppe regte sich anschließend sogar der spontane Impuls, die Tage gemeinsam Revue passieren zu lassen. Über unsere organisationellen Grenzen hinweg habe ich das so noch nicht erlebt.
Grundsätzlich liefere ich gerne auch im Nachhinein noch einen Beitrag und Grundlage der Punkte, die ich mitgebracht hatte. Ob das zeitlich möglich ist, hängt natürlich auch vom Umfang und eurem Zeitplan ab. Ich würde mich aber bemühen, es trotz meiner eigenen Transformationsphase unterzubringen. Ich freue mich daher, wenn ihr mich in der Kommunikation haltet.
Der Kongress war sehr eindrücklich. Ich denke immer noch über die Ungleichzeitigkeit der Prozesse nach.
Prof. Dr. min. Sandra Bils
Referentin für strategisch-innovative Transformationsprozesse bei midi
Markus Bosbach
Leiter der Hauptabteilung Entwicklung Pastorale Einheiten, stv. Generalvikar Erzbistum Köln
Jens Ehebrecht-Zumsande
Leiter des Grundlagenreferates „Kirche in Beziehung“ im Erzbistum Hamburg
Prof. Dr. Ulrich Engel OP
Direktor des Instituts M.-Dominique Chenu & Gründungsbeauftragter des Campus für Theologie und Spiritualität Berlin
Esther Göbel
Systemische Organisationsberaterin im Erzbistum Berlin und Pastoralreferentin in Greifswald
Ilse Junkermann
Leiterin der Forschungsstelle 'Kirchliche Praxis in der DDR' der Universität Leipzig
Marliese Kalthoff
Leiterin Stabsabteilung Kommunikation Bistum Aachen, Pressesprecherin des Bischofs und des Bistums
Maren Kockskämper
Dezernentin für Strategische Innovation bei der Evangelischen Kirche im Rheinland
Prof. Dr. Jan Loffeld
Professor für Praktische Theologie der Tilburg University School of Catholic Theology in Utrecht
Dr. Christopher Scholtz
Leiter des IPOS Instituts für Personalberatung, Organisationsentwicklung und Supervision in der EKHN
Dr. Steffen Schramm
Leiter des Instituts für kirchliche Fortbildung der Evangelischen Kirche der Pfalz
Sr. Dr. Johanna Schulenburg CJ
Juristin und Theologin, geistliche Begleiterin, Leiterin des europäischen Noviziats der CJ
Prof. Dr. Michael Schüßler
Professor für Praktische Theologie an der Katholisch-Theologischen Fakultät Tübingen
Mit dem Kongress nehmen wir eine Art Selbstversuch vor: Wir gehen den Weg der Auflösung nach und wir eröffnen dazu einen Erfahrungs- und Dialograum für die Kongressteilnehmenden. Das machen wir in 6 Themen-Sektoren; zu jedem werden Protagonist:innen ihre spezifische Perspektive einspielen und sich an dem Gespräch in besonderer Rolle beteiligen.
Die Protagonost:innen des ersten Themen-Sektors äußern sich in
Interviews zur aktuellen Situation der Kirchen.
ab 9:00
10:00
10:30
Was kennzeichnet die aktuelle Situation der Kirchen in unserer Gesellschaft? Welche Entwicklungslinien sind erkennbar und mit welchen Szenarien ist zu rechnen?
Mit Matthias Drobinski, Marliese Kalthoff, Detlef Pollack und Gerhard Wegner.
Tipp: Die vier Protagonist:innen haben sich im Vorfeld des Kongresses in Interviews zur aktuellen Situation der Kirchen geäußert.
12:30
13:45
Wie tragen die Beteiligten in unterschiedlichen Rollen und Funktionen systematisch dazu bei, den Status Quo aufrecht zu erhalten? Wie folgen alle Mustern, ihn immer wieder von Neuem zu reproduzieren?
Mit Alexander Gießen, Esther Göbel, Miriam Hoffmann, Andrea Qualbrink, Christopher Scholtz, Steffen Schramm
15:40
16:00
Der Logik des Prozesses nicht ausweichend wird der Reflex, seine Dramatik zu relativieren und weiterzumachen wie bisher, unterbrochen. Leere aushalten.
Angeleitet von Hardy Lech, Johanna Schulenburg
18:10
18:30
18:45
Ulrich Engel, Ralf Rhiel
19:30
9:00
Was treibt uns an, der Botschaft zu folgen und überhaupt Kirche sein zu wollen? Das „Warum“ ist entscheidend, nicht das „Was“ oder „Wie“. Welche Erfahrungen tragen uns? Was ist der Kern der Hoffnung, der bleiben wird, wenn sich alles verändert?
Mit Sandra Bils, Katharina Haubold, Monika Kling-Witzenhausen, Jan Loffeld
10:45
11:00
Um dem, was wichtig ist, Raum, Gestalt und Sprache zu geben, muss Kirche Ballast abwerfen. Wie will sie loslassen, wie kann Sterben gehen?
Mit Karl Bitschnau, Markus Bosbach, Andreas Dethleffsen, Torsten Groth, Ilse Junkermann
12:45
13:45
Wie kann Kirche ausgehend vom Sendungsauftrag radikal neu gedacht werden? Es geht nicht um Anpassung oder Reform, sondern um alternative „Betriebssysteme“ – ohne Anspruch auf Wahrheit. Wie kann die Botschaft in einer ganz anderen Form von Kirche Präsenz gewinnen?
Mit Jens Ehebrecht-Zumsande, Emilia Handke, David Schulke, Michael Schüßler
15:45
16:05
16:30
Die Kongressreihe Strategie und Entwicklung in Kirche und Gesellschaft existiert seit 2008. Träger des Strategiekongresses ist der Verein futur2 e.V., der die gleichnamige Online-Zeitschrift herausgibt.
Veranstalter des Kongresses sind kairos, Coaching, Consulting, Training Mainz, der Strategiebereich 1, Ziele und Entwicklung im Bischöflichen Generalvikariat Trier, die Thomas-Morus-Akademie Bensberg und die Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi) und die XIQIT GmbH. Der 7. Strategiekongress wird unterstützt von der zap:stiftung Bochum.
Für Kongressplanung, Veranstaltungsdesign und Durchführung zeichnet sich das Board verantwortlich – ihm gehören aktuell an: Dr. Valentin Dessoy, Birgit Dierks, Ursula Hahmann, Frank Kilian, Frank Reintgen, Björn Szymanowski und Jutta Tacke.
Kontakt: info@strategiekongress.org
Foto: Kardinal Schulte Haus



